- Viel Kontinuität in Pandemie-Zeiten
- Beitragseinnahmen fast unverändert bei 259 Millionen Euro
- Niedriges Zinsniveau größte Herausforderung
- Lebensversicherung mit neuen fondsgebundenen Produkten
- Corona bringt Schub bei Digitalisierung
Die Öffentliche Oldenburg ist gut durch das Corona-Jahr 2020 gekommen. „Wir können auf eine stabile Entwicklung zurückblicken – in Corona-Zeiten ist dies sicher eine gute Nachricht“, sagte Jürgen Müllender, Vorsitzender des Vorstandes, auf der Jahrespressekonferenz am Mittwoch in Oldenburg. Mit zahlreichen Maß-nahmen habe man den Geschäftsbetrieb gesichert. So sei etwa die Digitalisierung verstärkt vorangetrieben worden. Dies betreffe sowohl Geschäftsprozesse als etwa auch die Möglichkeit zu Home-Office für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Online-Beratungsmöglichkeit für die Kunden. „Damit ist es uns gelungen, auch im vergangenen Jahr die regionale Marktführerschaft zu sichern. Angesichts der herausfordernden Marktbedingungen und der Rahmenbedingungen der Pandemie-Bekämpfung können wir wirklich sehr zufrieden sein“, so Müllender.
Beim Umsatz – den gebuchten Bruttobeitragseinnahmen – erreichte die Öffentliche Oldenburg mit ihren beiden Unternehmensteilen Oldenburgischen Landesbrandkasse (OLBK) und Öffentliche Lebensversicherungsanstalt Oldenburg 2020 mit 259,4 Millionen Euro nahezu exakt das Vorjahresniveau (259,6 Millionen Euro). Die Kapitalanlagen wuchsen gegenüber 2019 weiter um vier Prozent auf einen Bestand von 1,642 Milliarden Euro. Zum erfreulichen Gesamtergebnis hätten neben den eigenen Geschäftsstellen maßgeblich auch die Landessparkasse zu Oldenburg und die Sparkasse Wilhelmshaven beigetragen, „die uns wieder ein sehr verlässlicher Partner waren“, betonte Müllender. Insgesamt betreute die Öffentliche Oldenburg am Jahresende 2020 mit etwa 700 Mitarbeitern in der Oldenburger Direktion und den Geschäftsstellen rund 982.000 Versicherungsverträge, ein leichter Rückgang um 0,7 Prozent, was vor allem auf Bereinigungen im Kfz-Geschäft der OLBK zurückzuführen war.
Bei aller Digitalisierungsoffensive – so können Kunden inzwischen auch per Videoberatung mit Chat-Funktion mit der Öffentlichen kommunizieren – bleibe man in der Fläche voll präsent. „Letztendlich entscheidet natürlich der Kunde, wie er uns erreichen möchte. Aber mit 80 Geschäftsstellen im Oldenburger Land sind wir auch immer für jeden direkt vor Ort erreichbar, und jeder Kunde, der das möchte, hat bei uns seinen festen Ansprechpartner“, betonte der Vorstandsvorsitzende. Auch zu Corona-Zeiten sei „Nähe – mit Abstand – die beste Versicherung“. Die Kontinuität, auf die die Öffentliche Oldenburg in ihrem Geschäft setzt, zeigt sich auch in der Führungsspitze. Der zum 1. Juli 2020 ernannte neue Vorstands-vorsitzende Jürgen Müllender ist bereits seit 15 Jahren im Unternehmen und seit 2013 Vorstandsmitglied. Angelika Müller gehört dem Vorstand inzwischen seit mehr als fünf Jahren an, und komplettiert wurde der Vorstand zum 1. August 2020 durch Ralf Kunze, der von der ALTE LEIPZIGER Versicherung AG in Oberursel zur Öffentlichen nach Oldenburg stieß. Die Kontinuität zeigt sich aber auch beim Blick auf die Belegschaft. „Wir haben eine niedrige Fluktuation, niedrige Krankenquoten und viele zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Müllender. „Alle haben die außerordentlichen Herausforderungen des Jahres 2020 angenommen und sehr gut bewältigt.“ Kontinuierlich hoch sind auch die Leistungen, die die Öffentliche Oldenburg Jahr für Jahr für das Oldenburger Land erbringt. So flossen 2020 rund 114,5 Millionen Euro aus der Schadenregulierung an die Kunden der OLBK. 74,1 Millionen Euro zahlte der Regionalversicherer für Ablaufleistungen, Versicherungsfälle und Rückkäufe an seine Lebensversicherungskunden aus. Die Kulturstiftung der Öffentlichen Oldenburg hat 2020 wieder – trotz Corona-Einschränkungen – das kulturelle Leben der Region finanziell unterstützt. „Und nicht zuletzt haben wir auch bewusst unsere Sponsorenverträge im Sportbereich nicht gekürzt“, betonte Müllender.
OLBK wächst im Corona-Jahr weiter
Der Schaden- und Unfallversicherer Oldenburgische Landesbrandkasse ist 2020 trotz Corona und Bereinigungen in der Kfz-Versicherung insgesamt weiter gewachsen. Die Beitragseinnahmen wuchsen gegenüber dem Vorjahr um 1,1 Prozent auf 169,6 Millionen Euro, „und das, obwohl unsere Geschäftsstellen im Lockdown im Frühjahr sechs Wochen geschlossen bleiben mussten“, berichtete der Vorstandsvorsitzende. Das Plus war vor allem auf das Beitragswachstum von fünf Prozent bei den Sachversicherungen wie Gebäude und Hausrat zurückzuführen. Allein die gebundene Wohngebäudeversicherung legte um sieben Prozent zu. Bei den HUK-Versicherungen (Haftpflicht, Unfall, Kraftfahrt) waren die Auswirkungen der Pandemie zu spüren. Umsatzrückgänge bei Firmenkunden und unterdurchschnittliche Kfz-Zulassungszahlen wirkten sich negativ aus. Zudem wurden in der Kraftfahrtversicherung die bereinigenden Sanierungsmaßnahmen im Großkundensegment weitergeführt.
Der Aufwand der OLBK für Schäden viel 2020 etwas geringer aus als 2019. Über alle Versicherungssparten lag der Bruttoschadenaufwand bei 114,5 (2019: 128) Millionen Euro. „Vor allem die Belastung durch Feuer-Großschäden hat sich nach dem Rekord 2019 auf 12,1 Millionen Euro mehr als halbiert und damit wieder normalisiert“, zeigte sich Müllender erleichtert. Durch die Ausgangsbeschränkungen im Zusammenhang mit Corona hat sich die Anzahl der Verkehrsunfälle deutschlandweit spürbar reduziert. Dies machte sich bei der OLBK durch unterdurchschnittliche Schadenaufwendungen in der Kraftfahrtversicherung bemerk-bar. Die Aufwendungen für Sturm- und Elementarschäden waren mit rund 7,6 Millionen Euro leicht überdurchschnittlich. „2020 war mit ,Sabine‘ und ,Victoria‘ im Februar das drittstärkste Sturmjahr. Das habe viele gar nicht richtig wahrgenommen“, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Insgesamt führte das entspannte Schadenjahr 2020 zu einer Bruttoschadenquote von rund 68 (2019: 77) Prozent. „Dies ist der beste Wert seit der Entmonopolisierung 1994“, freute sich Müllender. Die kombinierte Schaden- und Kostenquote von rund 85 (2019: 87) Prozent führte zu einem positiven versicherungstechnischen Ergebnis. „Bei der OLBK konnten wir damit weiter Substanz aufbauen und die Ertragskraft stärken.“
Lebensversicherung erhöht den Versicherungsbestand
Mit dem vertrieblichen Ergebnis bei der Öffentlichen Lebensversicherungsanstalt Oldenburg zeigte sich Müllender zufrieden. Die Beitragseinnahmen aus den laufenden Verträgen waren mit 69,1 Millionen Euro (minus 0,7 Prozent) nahezu stabil. Die Einmalbeiträge verzeichneten zwar einen Rückgang um sieben Prozent auf 20,7 Millionen Euro, lagen aber weiter oberhalb des Durchschnitts der letzten Jahre. Insgesamt verzeichnete die Öffentliche Leben 2020 damit Beitragseinnahmen von 89,9 Millionen Euro, 2,2 Prozent weniger als 2019.
Das Neugeschäft in der Lebensversicherung betrug 2020 rund 136,4 Millionen Euro. An diesem Erfolg hatten die beiden Sparkassen der Region mit rund 50 Prozent erneut einen großen Anteil. Knapp 40 Prozent des Neugeschäfts entfiel auf betriebliche Altersvorsorge, gut 20 Prozent auf biometrische Produkte zur Absicherung von Lebensrisiken. Der Bestand an Lebensversicherungsverträgen der Öffentlichen Leben stieg im vergangenen Jahr – gegen den Branchentrend – weiter: um 1,1 Prozent auf 122.234. Die hinter diesen Verträgen stehende Versicherungssumme erhöhte sich um 3,2 Prozent auf 4,257 Milliarden Euro. Sehr erfreut zeigte sich Müllender über die niedrige Stornoquote von 2,4 Prozent. „Sie spiegelt die hohe Kundenbindung wider und zeigt, dass die Kunden uns – auch in dieser kritischen Zeit – vertrauen.“ Die Öffentliche Leben verwaltet insgesamt 1,238 Milliarden Euro an Kundengeldern, ein Zuwachs von 3,7 Prozent gegenüber 2019.
Für die Zukunft gut aufgestellt mit Mischung aus Kontinuität und Moderne
„Auch das angelaufene Geschäftsjahr 2021 wird noch einmal maßgeblich von der Corona-Pandemie beeinflusst werden“, ist sich der Vorstandsvorsitzende sicher. Größte Herausforderung werde das „durch Corona zementierte dauerhaft niedrige Zinsniveau“ darstellen. Erträge aus den Kapitalanlagen zu erzielen, werde dadurch immer schwieriger. „Umso wichtiger ist es, die Ertragskraft über solide Überschüsse aus der Versicherungstechnik zu stärken“.
Bei der OLBK könne sich der aktuelle Lockdown nochmals auf die Schadenentwicklung auswirken, erwartet der Vorstandsvorsitzende. Wegen vermehrter Insolvenzen und höherer Arbeitslosigkeit rechnet er allerdings mit einem stärkeren Druck auf die Beitragseinnahmen.
In der Lebensversicherung stelle vor allem das niedrige Zinsniveau die größte Herausforderung dar. „Es geht darum, in der Neuanlage geeignete und sichere Kapitalanlagen zu finden.“ Die Öffentliche Leben setzt hier auf ihre fondsgebundenen, kapitalmarktnahen Produkte, die schon 2020 positiv zur Beitragsentwicklung beigetragen haben. „In diesem Jahr kommen wir mit einer nochmals aktualisierten Produktpalette. Dabei verabschieden wir uns von der hundertprozentigen Garantie. Angeboten werden drei Garantie-Klassen – insgesamt ein attraktives Angebot“, kündigte Müllender an. Ausdruck der Attraktivität war 2020 auch eine Auszeichnung von „Handelsblatt“ und Ratingagentur Assekurata: Bei einem bundesweiten Vergleich erreichte der Altersvorsorgefonds der Öffentlichen Leben den dritten Platz mit der Note „sehr gut“.
Insgesamt sieht der Vorstandsvorsitzende der Öffentlichen Oldenburg den 256 Jahre alten Regionalversicherer auch für die Zukunft „gut aufgestellt“. Der Erfolgsfaktor sei eine „ausgewogene Mischung aus Kontinuität und Moderne“.